Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik
 

Messung der Luftdichtheit von Gebäuden (Blower- Door-Messung)

 

Wie wird die Messung durchgeführt?

Zur Durchführung der Messung wird vom Messteam ein elektrisch betriebenes Gebläse mit einem einstellbaren Rahmen in eine geöffnete Außentür eingespannt. Es wird bei der Messung ein Unterdruck oder Überdruck im Gebäude erzeugt. Die Luftmenge, die bei verschiedenen Druckdifferenzen zwischen innen und außen durch die Leckagen der Gebäudehülle strömt, wird ermittelt.

Belastung des Gebäudes:
Die bei der Messung verwendeten Prüfdrücke von 10 bis 60 Pascal entsprechen dem Staudruck auf der Luv-Seite des Hauses bei Windgeschwindigkeiten zwischen 4 und 10 m/s (bzw. 15 bis 35 km/h).
50 Pascal entsprechen 5 mm Wassersäule. Das heißt auf 1 m2 Gebäudehüllfläche lasten 5 kg Gewicht.

Welche Messwerte werden ermittelt?

Die Messergebnisse werden entsprechend internationalen Normen dargestellt als
Luftwechselrate [1/h] bei einer Druckdifferenz von 50 Pascal (n50).
Dies entspricht dem stündlichen Luftwechsel für das gesamte beheizte Raumvolumen bei Prüfdruck. Die Bezugsgröße ist hier das beheizte Innenvolumen des Gebäudes.

Weiter kann ein auf die Nettogrundfläche bezogener Wert ermittelt werden. Das ergibt den
Volumenstrom [m3/m2 h] bei einer Druckdifferenz von 50 Pascal (w
50).
Das entspricht dem Luftstrom, der pro m2 Nettogrundfläche und Stunde strömt.

Schließlich ist noch die "Luftdurchlässigkeit" von Bedeutung. Das ist
Leckagestrom bei der Bezugsdruckdifferenz über der Gebäudehülle, dividiert durch die Hüllfläche, üblicherweise bei 50 Pa.  In der DIN13829 wird dafür die Abkürzung q50 verwendet.

Dokumentation der Leckagen

Das Gebäude wird außerdem bei einem fest eingeregelten Unterdruck von 50 Pascal nach Leckagen untersucht. Mit einem Strömungsmeßgerät kann die Stärke der Luftströmung im Bereich der einzelnen Leckagen ermittelt werden. Ihre Bedeutung wird beurteilt und Sanierungsmöglichkeiten werden vorgeschlagen. Weiter kann Nebel eingesetzt werden, um die Luftbewegung sichtbar zu machen.

Je nach Auftrag können in Form eines ausführlicheren Untersuchungsberichts die Art, Lage und Bedeutung der einzelnen Undichtheiten erfasst und eventuell fotografisch dokumentiert werden. Im Untersuchungsbericht werden nach Möglichkeit Vorschläge für die Abdichtung der Fehlstellen gemacht.

In welchem baulichen Zustand sollte sich das Gebäude befinden?

Eine aussagekräftige Messung ist erst dann sinnvoll, wenn man annimmt, dass die Dichtheit hergestellt ist. Diese Annahme soll ja durch die Messung unter Probe gestellt werden.

Das Gebäude sollte sich in einem Zustand befinden, der weitgehend dem späteren bewohnten Zustand entspricht. Alle Bauteile und -komponenten, die auf die Dichtheit einen wesentlichen Einfluss haben, sollten angebracht sein.

Das heißt im Einzelnen:

  • Die massiven Außenwände sollten innenseitig vollflächig verputzt sein.
  • Die Luftdichtungsschicht im Leichtbaubereich (i. d. R. PE-Folie) sollte vollständig angebracht sein.
  • Luftdichtende Anschlüsse zwischen verschiedenen Bauteilen (insbesondere an Fenstern und an Übergängen zwischen Holzleichtbau- und Massivbaubereichen) sollten hergestellt sein.
  • Alle Durchführungen durch die Gebäudehülle für Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsinstallationen sollten ausgeführt sein.

Andererseits kann die Dichtheitsprüfung durchaus unabhängig von folgenden Baumaßnahmen durchgeführt werden:

  • Anbringen von Außenputz, WDVS, Vormauerschale u. ä.
  • Einbringen der Fußbodendämmung, des Estrichs und des Bodenbelags
  • Einbau der Sanitärobjekte und der haustechnischen Anlagen, wenn die zugehörigen Durchbrüche durch die Gebäudehülle bereits ausgeführt sind (s. o.)
  • Montage von Steckdosen, Schaltern etc.

Messung zur Durchführung von Nachbesserungen:

Alle Stellen, die erfahrungsgemäßdie gravierendsten Quellen für Leckagen sind, sollten noch zugänglich sein, damit nach Durchführung des Tests noch Nachbesserungen möglich sind. Das heißt vor allem, dass die raumseitige Verkleidung im Holzleichtbaubereich (und ggf. die innere 2. Dämmschicht) noch nicht eingebaut sein sollte.

Wichtiger Hinweis:
Die Dampfsperre/bremse (z.B. Folie), die häufig als Luftdichtungsebene verwendet wird, muss mit einer Lattung abgestützt sein. Wenn sie nur angetackert ist, besteht die Gefahr, dass sie sich bei der Unterdruckmessung löst.

Messung an Mehrfamilienhäuser oder Gebäuden mit Brandabschnitten:

Für die Beurteilung der Dichtheit des Gebäudes wird nach Möglichkeit das Gesamtgebäude als Luftverbund gemessen. Dazu werden einfach alle Wohnungs- und Trenntüren geöffnet.

Daneben müssen einzelne Wohnungen oder Brandabschnitte auch gegeneinander luftdicht sein (Schall- und Rauchschutz, Hygiene, Funktion der Lüftungsanlagen). In diesem Fall können einzelne Wohneinheiten separat gemessen werden.

Vorbereitungen am Gebäude

Für die Montage der Minneapolis Blower Door muss eine Außentürzarge oder eine andere Öffnung mit einer umlaufenden, glatten Fläche zur Verfügung stehen. Die umlaufende Fläche muss eine Tiefe von mindestens 2 Zentimeter haben. Die Maße von geeigneten Öffnungen können der Tabelle entnommen werden. Es stehen zwei verschiedene Rahmen (Normal und XXL) für unterschiedliche Größenbereiche zur Verfügung.

Maße der Öffnung, die von dem Rahmen der Blower-Door abgedeckt werden kann:

Rahmen-Typ

Breite min.

Breite max

Höhe min.

Höhe max.

Normal

0,75 m

1,14 m

1,35 m

2,4 m

XXL

1,04 m

1,82 m

1,45 m

2,65 m

Damit auch die Schließfugen der Eingangstür (Haus-, Wohnungstür) begutachtet werden können, ist als Einbauort z.B. eine Terrassentür sinnvoll.

Raumluftabhängige Heizgeräte innerhalb des gemessenen Gebäudeteils sind stillzulegen. Asche aus Feststoffbrennstellen ist zu entfernen.

Die Innentüren werden geöffnet, um den Luftverbund herzustellen.

Alle Bauteile der Gebäudehülle (Wand, Dach, Boden, Fenster) sollten von innen gut zugänglich sein. Bei Bedarf ist eine Leiter oder ein Gerüst bereitzustellen.

Die Messnorm DIN13829 definiert zwei "Messverfahren" A und B, bei denen das Gebäude unterschiedlich für die Messung präpariert wird.

Zu folgenden Öffnungen z.B. muss entschieden werden, ob sie geschlossen oder sogar abgeklebt werden müssen oder ob sie offen bleiben:

- alle verschließbaren Öffnungen (Türen, Fenster, Kaminzug) in der Gebäudehülle
- Abflüsse, die noch nicht durch Wasser im Syphon abgedichtet sind
- die Ansaug- und Ausblasöffnungen der Lüftungsanlage(n)
- die Zuluftventile in Außenwänden.
- Briefkastenschlitze in der Haustür
- die Ofentür eines Kachelofens
- das Abgasrohr einer Therme
- eine Dunstabzugshaube ohne Verschlussklappe.

Temporäre Abdichtungen
Bei allen Öffnungen, die den aktuellen vom fertigen Bauzustand unterscheiden, sind sinngemäßAbklebungen vorzunehmen (i. d. R. mit Baufolie und breitem Tesakrepp). Türen und Luken werden mit Platten oder Folien verschlossen. Diese Abdichtungen werden im Protokoll vermerkt.

Erforderliche Unterlagen für die Messung

  • Berechnung des belüfteten Innenraumvolumens entsprechend dem endgültigen Bauzustand (einschließlich Treppenhaus, ohne Volumen der Innenwände und Decke, Fensternischen und Türdurchbrüche)
  • Berechnung der Netto-Grundfläche
  • Evtl. ein Satz Hauspläne (Grundrisse, Ansichten, Schnitte)

Sonstige Randbedingungen

Um eine ordnungsgemäße Messung zu gewährleisten, sollte der Baubetrieb während einer zirka 1- bis 2-stündigen Dauer (Einfamilienhaus) ruhen.

Im Interesse einer ausreichenden Messgenauigkeit kann der Test nicht an Tagen mit windigem Wetter durchgeführt werden.

Auswertung vor Ort

Wenn die obigen Voraussetzungen erfüllt sind und die genannten Vorbereitungen bis zum Messtermin korrekt ausgeführt wurden, ist es möglich, noch während des Prüftermins einen exakten Wert der Luftwechselrate bei 50 Pa zu ermitteln.

Anmerkung

"Blower Door" ist eine geschützte Wortmarke der BlowerDoor GmbH in Springe-Eldagsen, der Vertretung der Minneapolis Blower Door in Europa.