Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik
 

Blower-Door-Test: n50 = 1,8 [1/h]  Klasse! Oder doch nicht?


     

Blower-Door-Test:

n50 = 1,8 [1/h]


 

 

Herbert Trauernicht
www.luftdicht.de

     

Klasse! Oder doch nicht?

    ( Hier finden Sie ein für den Ausdruck besser geeignetes PDF-File dieses Artikels.)

Bekannt geworden ist die Bedeutung der Luftdichtheit mit der Einführung der Energieeinsparungsverordnung (ENEV). Weniger bekannt ist, daß die Luftdichtheit schon viel früher gefordert wurde, z.B. von der DIN 4108.

Die ENEV begrenzt den Luftwechsel einzig und allein mit dem Ziel der Begrenzung von Wärmeverlusten. Die Verluste durch das unkontrollierte Ausströmen von warmer Luft sollen begrenzt werden. In der ENEV werden diese Verluste mit Lüftungswärmeverlust (s. EnEV Anhang1 Tabelle2 Zeile3) bezeichnet. Diese wurden in der Tat von der früher geltenden Wärmeschutzverordnung nicht ausreichend erfaßt, im Grunde völlig unterschätzt.

Damit ist also bei einer niedrigen Luftwechselrate alles gut?

Das könnte es sein, ist aber keine zwangsläufige Folge. Es kommt nämlich darauf an, wo die Luft entweicht. Denn ganz luftdicht ist ein Gebäude ja nie.

Entweicht die Luft an den Fenster- oder Türrahmen, so ist das nicht weiter tragisch. Hier sind bestimmte Durchlässigkeiten ja auch zulässig (Fugendurchlasskoeffizient).

Aber!

Was passiert, wenn die warme feuchte Innenluft auf dem Weg in die Kälte draußen durch eine Wärmedämmung wandert?

Ja natürlich, sie kühlt auf dem Weg ab. Nun kann aber warme Luft viel mehr Wasser in Gasform aufnehmen als kalte Luft. Bei +20°C kann die Luft zum Beispiel 17,3 g/m³ Wasser aufnehmen (bei 50 % relativer Luftfeuchte sind dann eben nur 30,3/2 = 8,65 g/m³ enthalten). Aber bei -10°C nur noch 2,14 g/m³.

Jetzt gibt es natürlich eine Differenz der vorher enthaltenen Wassermenge innen (8,65 g/m³) und der überhaupt möglichen aufnehmbaren Wassermenge außen (2,14 g/m³). Wo bleiben also diese restlichen 6,51 g/m³ (8,65 – 2,14)?

RICHTIG! Die fallen als flüssiges Wasser aus. Das wird dann Tauwasser oder Kondenswasser genannt. Dummerweise passiert das genau in der Dämmung, wo man es nicht sehen kann.

Bei einer Raumtemperatur von +20°C und 50% rel. Feuchte liegt die sogenannte Taupunkttemperatur bei +9,3°C. Das heißt, bei Erreichen der Temperatur von +9,3°C wird der Sättigungspunkt erreicht, die rel. Luftfeuchte beträgt dann 100 %. Da es nicht mehr als 100% rel. Feuchte geben kann, fällt bei der Unterschreitung dieser Temperatur Tauwasser aus.

Hieraus ergibt sich dann auch die Notwendigkeit von Dampfbremsen und Luftsperren: man mußeinfach verhindern, daßdie warme Luft an die Dämmung geraten kann, diese durchdringt und dabei Wasser „erzeugt“.

Hierbei ist der Transport durch Konvektion (Luftströmung) ca. 20.000 – 40.000 mal schneller als durch die Diffusion.

Die Skizze soll verdeutlichen, was an einer einzigen Undichtigkeit an der falschen Stelle passiert. Und zwar durch Diffusion oder Luftströmung. Es ändert sich nur die Geschwindigkeit.

Beliebte Fehlstellen sind Durchdringungen aller Art. Eine Luftwechselzahl unterhalb des zulässigen Wertes schützt nicht vor solchen Fehlstellen.

Im folgenden Foto ist ein Schaden an einer nicht zu übersehenden Stelle aufgetreten:



    Man sieht an der Ausbildung des Schimmelschadens sehr gut, wie die warme Innenraumluft durch eine undichte Dichtung der Bodenklappe zu einem Spitzboden geströmt ist (Pfeil). Dieser Feuchteschaden ist eingetreten, obwohl die Blower-Door-Messung den Wert 1,0 [1/h] ergeben hat!

Nicht umsonst weist die Norm darauf hin, dass die Einhaltung der Anforderungen an die Luftdichtheit lokale Fehlstellen nicht ausschließt, die zu Feuchteschäden infolge Konvektion (Luftströmung) führen können.

Aber wie verhindert man das nun? Was tun, um nicht nur die Luftwechselzahl zu messen, sondern auch schädliche Fehlstellen aufzuspüren?

Die einfachste Antwort ist natürlich, sich die Seiten von Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht anzusehen und dort zu stöbern. Wer es aber eilig hat, hier in Kürze:

  • Rauch erzeugen (vorher Feuerwehr informieren).


Das Bad im Dachgeschoss wurde mit Nebel gefüllt und es wurde ein Überdruck von 50 Pa erzeugt.

  • Stellen aus Erfahrung lokalisieren und Strömungsgeschwindigkeit der Luft messen. Diese wird am besten bei einem Unterdruck im Haus gemessen. Hier muss man außer dem Strömungsort die Größe und Form der Luftaustrittsöffnung beachten. Bei Luftgeschwindigkeiten über 2 m/s (bei 50 Pa Unterdruck gemessen) kann es auch bei normalen Nutzungsbedingungen (Wind) zu Zuglufterscheinungen kommen. Zugluft senkt den Wohnkomfort erheblich.


Luftgeschwindigkeit 4,48 m/s bei 50 Pa Druckdifferenz

 

Mit diesem Gerät kann man undichte Elektroeinbaudosen finden, ohne Druckaufbau im gesamten Gebäude.

 

Das GEFÄHRLICHE daran!

Man sieht es nicht, man fühlt es nicht, man riecht es nicht, man hört es nicht. Und zwar bis mindestens Ende der Gewährleistung. Der Schimmel wächst im Verborgenen und unsichtbar. Bis man den entdeckt, können Jahre und ganze Odysseen vergehen. Es gibt dokumentierte Leidenswege über Krankheiten, Allergien etc., die aber hier nicht alle genannt werden sollen.

Ein Hinweis noch: Schadstoffe und Schimmel

Insbesondere auch Schimmel

 

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